Die Geschichte des Bornaer Fussballs

Konrad Schaller (2. v. r.) beim Aufstieg von Stahl Lippendorf in die 1. DDRLiga 1963. Er spielte damals in Neukieritzsch mit Kurt Kühnel (v. l.), Gerhard Wienhold, Rudolf Krause, Harry Höhne, Dieter Koch, Wolfgang Jahn, Rudolf Stopfkuchen, LVZ-Autor Wolfgang Daum, Klaus Kwasniewskie sowie Horst Koch. Foto: LVZ-Archiv

 

Einer der besten Mittelfeld-Kicker der DDR

Bornaer Fußballer Konrad Schaller gehörte zu den Ausnahmetalenten – Todestag jährt sich

VON WOLFGANG DAUM

in der Leipziger Volkszeitung am 26.02.2018

 

Borna/Neukirchen. Konrad Schaller ist sicherlich der bisher erfolgreichste Bornaer Fußballer. Immerhin spielte er 15 Jahre in der Oberliga der DDR, der höchste Spielklasse des Landes. Dabei war der am 3. November 1943 in Borna Geborene beim SC Leipzig (17 Partien, drei Tore) sowie vor allem für die BSG Wismut Aue aktiv. Im Erzgebirge bestritt er 296 Oberliga-Spiele mit 42 Treffern und 23 FDGB-Pokal-Spiele mit vier Toren. Er kehrte in die Heimat zurück, lebte in Bornas Ortsteil Neukirchen. Schaller starb am 24. Februar 2017 im Alter von 73 Jahren im Kreise seiner Familie. Zum ersten Todestag würdigt Wolfgang Daum, Gegenspieler in der Jugend und später Mannschaftskollege, die fußballerischen Laufbahn von „Conny“: Aus meiner Sicht ist nur Richard Herrmanns (ehemals Aktivist Borna) auf Schallers Niveau einzuordnen, obwohl er nie Borna verlassen hatte trotz eines Angebots von Lok Leipzig. Eine ähnliche Leistungsebene erreichten kurzzeitig die Böhlener Oberliga-Spieler Klaus Havenstein und Gianfranco Zanirato. Henning Frenzel (Lok Leipzig) aus Geithain als zigfacher Nationalspieler bleibt für alle unerreicht.“ Konrad Schallers Laufbahn begann 1953 bei den Schülern von Aktivist Witznitz/Großzössen mit seinen Trägerbetrieben, den Braunkohlenwerken (BKW) Witznitz und Großzössen. Die Jungs spielten im Bornaer Rudolf-Harbig-Stadion, welches damals noch über drei Spielfelder verfügte. Aktivist Borna spielten im Otto-Buchwitz-Stadion sowie in der berüchtigten Ernst-Grube-Kampfbahn (Schlackeplatz); Trägerbetrieb war das BKW Borna. Zwischen beiden Betriebssportgemeinschaften (BSG) gab es ein gesundes Konkurrenzverhalten. Allerdings hatten die Witznitzer/Großzössener Ende der 1950er-Jahre eine derart talentierte Schüler- und B-Jugend-Mannschaft, dass Bornaer Aktivisten nie gegen sie eine Chance hatten. Es ist erstaunlich, dass aus dieser hochtalentierten Truppe, trainiert von Kreissportlehrer Hans Barthelmann, nur zwei Akteure den Sprung in höherklassigen Fußball schafften: Schaller (Spitzname „Stift“) und mit Abstrichen Günther Dobmaier („Ucke“, Chemie Böhlen). Das gelang Truschinsky („Sauerkraut“), Hübsch („Hibi“), Petzold („Boxer“), Landgraf („Hanni“) und Gerlach nicht. 1959 wurde Aktivist Witznitz/Großzössen aufgelöst. Ein Teil der Spieler wechselte zu Aktivist Borna – der Verein konnte so eine starke M-Jugend beziehungsweise Junioren-Mannschaft stellen. Konrad Schaller kam mit knapp 18 Jahren für eine Saison bei den Bezirksliga-Männern von Aktivist Borna zum Einsatz, bevor er 1961 zu Stahl Lippendorf geholt wurde, Spielort Neukieritzsch. Dort hatte Rudolf „Rudi“ Krause, ehemaliger Leipziger Oberliga- und Auswahl-Kicker, den Spielertrainer-Posten übernommen. Die Mannschaft schaffte in der Saison den Aufstieg in die 2. DDR-Liga (dritthöchste Klasse). 1963 gelang dem Team mit Schaller wiederum der Aufstieg, nun in die 1. DDR-Liga – zwei Klassen innerhalb von zwei Jahren. Rudi Krause hatte mittlerweile an der Sporthochschule DHfK Leipzig zum Doktor promoviert (Sport) und erhielt das Angebot als Cheftrainer des neuen SC Leipzig, hervorgegangen aus den besten Akteuren von SC Lok und Rotation; der „Rest“ bildete die wieder gegründete BSG Chemie. Krause nahm 1963 sein größtes Talent Schaller mit zum SC Leipzig. Der hatte es schwer in dieser Startruppe, in der er nach eigenen Angaben nicht nur von Spielern geschnitten wurde. Daraufhin bekam er 1965 ein Angebot von Liga-Konkurrent Wismut Aue, wobei ihn der SCL nicht gehen lassen wollte, da er noch zum B-Auswahlkader gehörte; Berufungen gab es aber erst 1966 zu zwei Nachwuchs-Länderspielen und 1968 zu einem B-Länderspiel. Bei Wismut Aue begann Schallers beste Zeit. Er wurde schnell Stammspieler und war als Topakteur bis zum Abschied 1978 aus dem Team nicht wegzudenken. Obwohl er zu den besten Mittelfeldspieler im DDR-Fußball zählte, wurde er nie in die Nationalmannschaft berufen. In seinen beiden Vereinen kam er auf insgesamt 313 Oberliga-Partien, was in der Rekordspieler-Liste Platz 32 bedeutet. Noch als Kicker trainierte er ab 1978 nebenbei Motor Lößnitz, dann übernahm er die Auer Junioren, ehe er einige Jahre Co-Trainer bei Aues erstem Männer-Team war. 1990 kehrte Konrad Schaller in seine alte Heimat zurück. Im Jahr darauf trainierte er den BSV Borna/Bornaer SV in der damaligen Amateur-Oberliga (neue dritte Ebene Platz zehn), wo dann auch sein Sohn Sylvio spielte. Er setzte seine Trainertätigkeit von 1995 bis 2001 (mit kurzen Unterbrechungen) recht erfolgreich in Meuselwitz fort, darunter die Aufstiege 1996 und 1997 bis in die Thüringenliga. Seine letzte Station als Coach führte ihn 2007 zurück zu Bezirksklassist Sportfreunde Neukieritzsch (ehemals Stahl Lippendorf), wobei er schon nach drei Monaten wieder ausstieg. Ihm blieb als Trainer der große Erfolg versagt. Seine wichtigste sportliche Veränderung war der Wechsel von Aktivist Borna (Bezirksliga) zu Stahl Lippendorf mit dem Aufstieg dieser Mannschaft in die 2. DDR-Liga und im folgenden Jahr unter Rudi Krause in die 1. DDR-Liga. Hier hatte er sich die Qualität für die Oberliga geholt. Deshalb hat Konrad Schaller nicht nur im Erzgebirge einen nachhaltigen Eindruck im Fußball hinterlassen, auch im Bornaer Raum wird uns Conny in guter Erinnerung bleiben.

Konrad Schaller (r.) und Ex- Bremen-Profi Dieter Burdenski beim Freundschaftsspiel von Erzgebirge Aue in Borna im Jahr 2010. Foto: Thoms Kube

 

 

Bornaer Fußball Historie

A-Junioren aus Borna belegen beim Osterturnier 1950

in Berlin den 3. Platz

 

Zum Oldie Turnier des Bornaer SV, fand auch Gerhard Noeske den Weg in die Glück Auf Sporthalle. Noeske kam nach dem Bericht über das U-15 Turnier, mit Hertha BSC Berlin als Sieger, die Idee, seine Geschichte Interessierten Fußballfreunden zu erzählen.

Noeske, heute 84 Jahre, spielte im 1947 gegründeten Fußballverein Fortschritt Borna. Im Jahre 1950 konnte seine Mannschaft neben Kreis - und Bezirksmeisterschaft auch den Landesmeistertitel erringen, Gegner waren Grubenlampe Zwickau und Dresden Mickten. Dieser Titel berechtigte damals zur Teilnahme am Berliner Osterturnier von Hertha BSC. Aus dem Ostteil des Landes waren unter anderen Halle Ammendorf und Turbine Erfurt dabei. Das Turnier beendeten sie am Ende hinter Hertha BSC und Tennis Borussia Berlin als guter Dritter. Mit einem Lächeln auf den Lippen berichtet er unter anderen von den Bedingungen die damals vorherrschten. Trainiert wurde zumeist auf dem Schulhof des Gymnasiums oder durch Rennen um den Breiten Teich. Die Spiele wurden in der Grube - Kampfbahn ausgetragen, auf dem Gelände neben der Altenburger Straße befindet sich heute im alten Kindergartengebäude die Stadtverwaltung mit u.a. dem Ordnungsamt.

„Wenn‘s zum Auswärtsspiel ging sind wir alle mit Rädern losgefahren, da war man schon mal ne Stunde unterwegs, das würde die Jugend heute vielleicht nicht mehr so machen“ berichtet Noeske süffisant.

In seinem Team befand sich auch Johannes Oberscheven, der später als Trainer der BSG Aktivist Espenhain fungierte. Noeske selbst spielte nur noch wenige Jahre in der 2. Mannschaft der 1950 gegründeten BSG Aktivist Borna.

Der sympathische Mann bedauert nicht mehr erzählen zu können, „aber es ist einfach alles weg und auch weitere Fotos oder Urkunden sind leider nicht auffindbar“. Er würde sich wünschen wenn vielleicht irgendjemand noch Erinnerungen von der Zeit hat und diese weitergibt.

Sollten ehemalige Bornaer Fußballer noch Erinnerungen aus der früheren Geschichte des Bornaer Fußballs haben, wäre es schön, wenn sie sich direkt bei Ronny Pohle (01772668331) melden.

rp